Ergänzung am 30.08.2015
Im Juli 2015 hatte ich Gelegenheit, einen Abschnitt der ehemaligen Bahnstrecke auf der Festlandseite mit dem Rad zu befahren. Der nordöstliche Teil dieses Streckenabschnittes führt durch den Anklamer Stadtbruch, ehe er das Festlandufer des Stromes bei Kamp erreicht. Der Anklamer Stadtbruch ist ein Naturreservat, das durch große Polderflächen beiderseits der Bahntrasse gekennzeichnet ist und zumindest zeitweilig großflächig unter flachem Wasser steht. Er ist Rückzugsgebiet zahlreicher Wasservögel. U. a. brütet hier eine der größten Kormorankolonien Deutschlands. Aber auch Reiher, zahlreiche Entenarten, Seeadler u.a haben hier ihren Lebensraum gefunden.
Ende der Ergänzung am 30.08.2015
Ergänzung am 31.12.2013
Galerie wiederhergestellt
Ende der Ergänzung am 31.12.2013
Ergänzung am 31.07.2011
Ich hatte vor wenigen Tagen noch einmal Gelegenheit, ein paar weitere Entdeckungen zu machen. Anders als vor einem Jahr habe ich dieses Mal auch den ehemaligen Bahnhof in Świnoujście (Swinemünde) gefunden. Er liegt im Ortsteil Zachodnie parallel auf der Ostseite der Straße Grunwaldzka, unmittelbar nördlich der Straße Nowokarsiborska. Er ist etwas schwierig zu finden, weil der Bahnhofsvorplatz mit hässlichen Baracken zugestellt ist, die den Blick von der Grunwaldzka aus versperren.
Desweiteren habe ich in der Galerie einige Fotos ergänzt (u. a. von Świnoujście (Swinemünde), Seebad Ahlbeck und Seebad Heringsdorf) ergänzt.
Ende der Ergänzung am 31.07.2011
29./30.01.2011
Während meiner Urlaubswoche im Juli 2010 auf Usedom machte ich an einem Tage eine Radtour, bei der ich weitestgehend der alten Trasse der ehemaligen Bahn von Ducherow über Usedom, Swinemünde zum Seebad Heringsdorf folgte und dabei eine ganze Reihe von Relikten der alten Bahn besichtigen konnte.
Die Strecke bot einst den Berlinern eine schnelle Bahnverbindung zu den Kaiserbädern Ahlbeck und Heringsdorf sowie nach Swinemünde.
1873 bis 1876 wurde die Strecke, die bei Ducherow von der Strecke Angermünde – Stralsund abzweigt, zunächst bis Swinemünde errichtet und 1893 bis 1894 bis zum Seebad Heringsdorf verlängert. Heringsdorf war somit der Endbahnhof einer Hauptbahn, der Bahnhof ist dementsprechend relativ großzügig gestaltet worden.
Zur Überquerung des Stromes wurde zunächst eine Drehbrücke errichtet, um den Schiffsverkehr zu gewährleisten.
1911 wurde die Strecke bis zur Usedomer Seite von Wolgast verlängert, wobei man aus Platzgründen Heringsdorf nicht zu einem Durchgangsbahnhof umgestalten konnte. Deswegen wurde die Verlängerung aus Heringsdorf heraus zunächst in entgegengesetzter Richtung trassiert, um dann aber in einem 180°-Bogen weiter nach Nordwest entlang der Küste geführt zu werden.
1932-1933 wurde die Drehbrücke über den Strom, die sich als Engpass herauskristallisiert hatte, durch eine zweigleisige Brückenanlage mit Festbrücken und einer Hubbrücke ersetzt. Auf der Kamper Seite (Festlandseite) wurden drei feste Brückenüberbauten mit je 60,5 m Länge und auf der Karniner Seite (Usedomer Seite) zwei feste Brückenüberbauten mit der gleichen Länge errichtet. Dazwischen wurde die Hubbrücke errichtet, deren 47,9 m langer Überbau auf eine lichte Durchfahrthöhe von 26 m über Wasserspiegel angehoben werden konnte. In der Mitte war ein weiterer Stützpfeiler vorhanden, so dass sich der Hubüberbau im gesenkten Zustand auf drei Widerlager abstützte. Dadurch entstanden zwei je 16,7 m breite Schiffsdurchfahrten.
In (1) ist ein Fahrplanauszug der Strecke von 1934 abgedruckt. Dort sind folgende Bahnhöfe bzw. Haltepunkte angegeben (Kilometrierung von Berlin – Stettiner Bahnhof): (163,5) Ducherow, (174,5) Karnin, (179,4) Usedom, (184,2) Stolpe bei Usedom, (189,1) Dargen, (194,0) Kutzow, (201,2) Swinemünde Hbf., (202,8) Swinemünde Bad, (207,0) Ahlbeck Seebad, (208,9) Seebad Heringsdorf, (214,5) Bansin Seebad … Gemäß diesem Fahrplanauszug dauerte die planmäßige Fahrzeit des D 35 von Berlin – Stettiner Bahnhof nach Seebad Heringsdorf 3 Stunden und 13 Minuten. Heute dauert diese Fahrt – mit Umsteigen in Züssow – nicht unter 3 Stunden und 47 Minuten.
Im April 1945 sprengte die Wehrmacht die festen Brückenüberbauten und versenkten sie im Strom. Die Brücke sollte nicht der herannahenden Roten Armee in die Hände fallen. Der Hubüberbau wurde in die angehobene Stellung gebracht, in der er sich heute noch befindet. Hierdurch wurde für die im Stettiner Haff liegenden Schiffe der deutschen Kriegs-Marine ein Fluchtweg durch den Peenestrom offen gehalten.
1945 fiel Swinemünde an Polen und somit war diese Stadt durch eine Staatsgrenze vom übrigen Teil der Insel Usedom abgetrennt. Die Gleise wurden im Rahmen der an die Sowjetunion zu leistenden Reparationsleistungen abgebaut. Während der Zeit des Kalten Krieges waren weder Polen noch die DDR politisch an einer Wiederherstellung der Strecke interessiert, weshalb der Streckenabschnitt Ducherow – Ahlbeck letztendlich komplett aufgegeben wurde.
Die Karniner Hubbrücke ist heute technisches Denkmal und zugleich Mahnmal an die Wahnwitzigkeit und Großmachtssucht der nationalsozialistischen Diktatur und ihrer Kriegstreiberei.
Inzwischen gibt es – die Europäische Einheit macht es möglich – wieder Bestrebungen, die Bahn wieder aufzubauen und den Betrieb wieder aufzunehmen. Profitieren würden vor allem die Ostseebäder Swinoujscie, Ahlbeck und Heringsdorf, denn sie würden von Berlin aus wieder auf kurzem Wege erreichbar werden. Für die weiter nordwestlich liegenden Ostseebäder (Zinnowitz, Peenemünde usw.) wäre der Gewinn deutlich bescheidener. Andererseits würde der Wiederaufbau der Strecke generell die Chancen der umweltfreundlichen Bahn im Zubringerverkehr zur Insel Usedom gegenüber dem motorisierten Individualverkehr deutlich verbessern. Bei entsprechendem Ausbau der Strecke von Berlin über Angermünde – Anklam nach Stralsund auf 160 km/h würde sich dann die Fahrzeit von Berlin zu den Seebädern Ahlbeck und Heringsdorf auf gut zwei Stunden verkürzen.
Literatur:
- (1) Bergmann, Heiko: „Die Eisenbahnhubbrücke Karnin – technisches Meisterwerk bei Usedom“, Ueckermünde, 2007, Küsten-Regionalverlag (ISBN 978-3-9809539-2-4)
Links zum Thema:
Wikipedia-Artikel zur Eisenbahn auf Usedom | Link |
Kapitel Usedom bei „inselbahn.de“ | Link |
Mit dem Zug von Berlin nach Usedom – Artikel im Tagesspiegel vom 16.07.2010 | Link |
Aktionsbündnis Karniner Brücke | Link |
Schon historisch: Artikel des Spiegel von Juni 1998 | Link |
Insel Usedom – Webseite der Usedom Tourismus GmbH | Link |
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