Zum vierten Mal konnte die Auswahl des Deutschen Fußballbundes (DFB) den Weltmeistertitel erringen, nach 1954, 1974 und 1990.
Ich selbst habe – altersbedingt – drei der vier Titelgewinne live am Fernsehgerät beobachten können. 1974 war jene denkwürdige Weltmeisterschaft, bei der im einzigen innerdeutschen Duell der Geschichte die DFV-Auswahl der DDR den späteren Weltmeister mit 1:0 schlug. Für die DFB-Elf damals wichtig, weil diese Niederlage die Mannschaft zusammenschweißte. Gerd Müller, Beckenbauer („Kaiser Franz“), „Strafraumterrier“ Vogts, Paule Breitner und nicht zuletzt Torhüter Sepp Mayer waren jene Spieler, die mir wohl ewig in der Erinnerung bleiben (bei der DDR waren es natürlich der innerdeutsche Torschütze Jürgen Sparwasser, „Mäcki“ Lauck, Bernd Bransch und Torhüter Jürgen Croy).
Nun also wieder der WM-Titel, gewonnen in Brasilien, in Südamerika !
Herzlichen Glückwunsch !
Und vielen Dank für die viele Freude, die uns diese Mannschaft bereitet hat.
Herzlichen Glückwunsch allen Spielern; denen die gespielt haben und auch denen, die zwar dabei waren, aber nicht zum Einsatz kamen.
Herzlichen Glückwunsch dem Trainerteam um Joachim Löw, Hansi Flick und Andi Köpcke.
Herzlichen Glückwunsch dem weiteren Betreuerteam um Dr. Müller-Wohlfarth und Oliver Bierhoff.
Herzlichen Glückwunsch im Besonderen Manuel Neuer für den Titel des besten Torhüters des Turniers; er ist wohl derzeit tatsächlich der beste Torhüter (und Libero!) der Welt.
Herzlichen Glückwunsch im Besonderen auch Miroslav Klose, er hat mit 16 Toren die alleinige Führung in der ewigen WM-Torschützenliste vom Brasilianer Ronaldo übernommen.
Herzlichen Glückwunsch Bastian Schweinsteiger, der sich im Finale den inoffiziellen Titel „Kampfschwein“ redlich verdient hätte. Der hat ständig was auf die Socken bekommen, und ist immer wieder aufgestanden.
Herzlichen Glückwunsch dem früheren Herthaner Jerome Boateng, der vor allem im Auftaktspiel gegen Portugal und im Finale gegen Argentinien eine absolute Weltklasseleistung geboten hat.
Herzlichen Glückwunsch auch jenen Spielern, die verletzungsbedingt nicht nominiert werden konnten, wie die Bender-Zwillinge und Marko Reuß. Sie haben sich während der WM-Qualifikation wesentliche Verdienste am Erfolg erworben.
Ich gebe zu, dass ich vor der WM dieser Mannschaft keineswegs einen solchen Erfolg zugetraut hätte. Maßgebend dafür waren solche Spiele wie das gegen Schweden (4:4), bei dem die DFB-Elf nach einer 4:0-Führung beinahe noch verloren hätte. Maßgebend für diese meine Einschätzung war auch, dass sich im Frühjahr einige wichtige Spieler verletzt haben und keineswegs klar war, ob sie bis zum Turnier überhaupt wieder fit werden würden; z. B. Schweinsteiger, Lahm, Neuer. Sie haben es jedoch geschafft, die Benders und Reuß leider nicht.
Die Mannschaft hat diesen Titel hoch verdient gewonnen. Sie hat ein paar richtig starke Spiele gemacht. Ich denke da an das Auftaktspiel gegen Portugal (4:0), in dem man den portugisischen Superstar Christiano Ronaldo kalt gestellt hat (Jerome Boateng !). Ich denke da natürlich an das Finale gegen überaus starke Argentinier (1:0 n. V.), zwei Mannschaften auf Augenhöhe; ein Spiel, das den DFB-Kickern alles abverlangt hat, und bei dem letztlich ein etwas glücklicher Moment mit einer brillianten Ballbehandlung durch Mario Götze den Siegtreffer brachte. Und ich denke natürlich an das Spiel gegen Brasilien, bei dem die DFB-Elf im positivsten Sinne den Vogel abgeschossen hat (7:1 !); gegen Brasilianer, die vor der WM als der Top-Favorit gehandelt wurden, aber gegen Deutschland zusammengebrochen sind wie ein Kartenhaus.
Es hat auch eher schwächere Spiele gegeben. Ich denke da an das 2:2 gegen Ghana um den in Berlin bestens bekannten Kevin-Prince Boateng, ein Spiel, bei dem die Ghanaer wohl über sich hinaus gewachsen sind. Ich denke da an das Spiel gegen die keineswegs so starken Algerier, bei dem die DFB-Elf während der 90 Minuten kaum etwas zustande brachte, gravierende Abwehrschwächen zeigte und Manuel Neuer neben der Torhüter-Position auch noch die Libero-Position besetzen musste, und das auch in Klasse-Manier bewältigte.
In Vorbereitung zur nächsten WM wird eine langsame, behutsame Verjüngung der Mannschaft erforderlich sein, denn heute wichtige Stamm- und Führungsspieler wie Lahm, Schweinsteiger, Mertesacker, Podolski, Weidenfeller und Klose sind 29 oder 30 Jahre alt, oder (Weidenfeller, Klose) noch älter.
Die Spieler, die jetzt 22 bis 26 sind, werden in vier Jahren bei der nächsten WM in Russland den Kern der Nationalelf bilden. Ich denke da z. B. an Thomas Müller, Mario Götze, Marko Reuß, Andre Schürrle, Mesut Özil, Jerome Boateng, Toni Kroos und andere.
Einige namhafte Nationalteams haben bei dieser WM sehr enttäuscht. Ich denke an die beiden Teams von der Pyrenäenhalbinsel, an Italien, an England und nicht zuletzt an Brasilien. Diese haben offenbar die rechtzeitige Teamerneuerung und -verjüngung versäumt oder sich aus anderen Gründen unzureichend auf die WM vorbereitet.
Stark hingegen waren ohne Zweifel auch Argentinien und auch unsere Nachbarn aus den Niederlanden.
Bei aller Freude, die uns unsere Nationalmannschaft in den letzten Wochen bereitet hat, darf man nicht vergessen, dass die letzten Wochen von Konflikten überschattet waren, die eine Schande für die zivilisierte Welt sind. Ich denke da an:
- das neuerliche Aufflammen des Nahostkonfliktes zwischen Israel und der Hamas, das durch die Entführung und Ermordung dreier israelischer Teenager ausgelöst wurde,
- die Eskalation des Konfliktes in der Ostukraine; ich fürchte den Zerfall der Ukraine,
- die Eskalation der sozialen Spannungen im Gastgeberland der WM, Brasilien, verursacht dadurch, dass Brasilien Milliarden in die Infrastruktur für die WM investiert hat, aber wesentliche Sozialprojekte zur Linderung der Armut eines erheblichen Teils der Bevölkerung auf der Strecke blieben.
usw.
Letzte Kommentare