Berlins Straßenbeleuchtung: LED-Licht kontra Gaslicht

18.11.2012

Ca. 300 Berliner sollen gestern in Charlottenburg für den Erhalt der Gaslaternen und gegen deren Substitution durch LED-Laternen demonstriert haben. Haben die Berliner keine ernsthaften Probleme, mag sich da vielleicht der eine oder andere denken. Haben sie, ganz gewiss, kann ich da nur antworten. Dennoch habe ich durchaus Verständnis für das Anliegen der Demonstranten.

Die Gasbeleuchtung in den Städten setzte sich im 19. Jhdt. weltweit durch, so auch in Berlin. Gaslaternen geben dem Stadtviertel ohne Zweifel ein besonderes Fluidum, das moderne Leuchten nicht zu geben vermögen. Das resultiert zum einen aus der Form des Leuchtkörpers wie auch des gusseisernen Mastes, zum anderen aber auch aus dem leicht gelblichen, glühlampenähnlichen Licht. Wie die Glühlampe ist das Gaslicht dem physikalischen Wirkprinzip nach ein Wärmestrahler, dessen Licht ein dementsprechend breites Spektrum (d. h. Frequenz- oder Wellenlängenbereich) aufweist. Daraus resultiert das anheimelnde Gefühl dieses Lichts und die unverfälschte Farbwiedergabe. Im Gegensatz hierzu weist das Licht von Entladungsstrahlern (Leuchtstofflampen, Natriumdampflampen usw.) nur ein stark eingeschränktes Spektrum (nur einige ganz schmale Spektralbänder) auf, was insbesondere bei Leuchtstofflampen durch die Zusammensetzung des Leuchtstoffes an der Innenseite der Glasröhre eingestellt werden kann. Diese Eigenschaft von Entladungsstrahlern führt immer zu deutlichen Nachteilen bei der Farbwiedergabe, was dieses Licht niemals so angenehm erscheinen lässt wie das von Wärmestrahlern.

Wie ich einem heute im Tagesspiegel erschienenen Artikel entnehme, hat die Senatsverwaltung für Umwelt und Stadtentwicklung in der Kreuzberger Falckensteinstraße auf dem Abschnitt zwischen Schlesische Straße und Wrangelstraße auf einer Straßenseite die Gaslaternen durch LED-Laternen ersetzen lassen. Man hat hiermit auf diesem ca. 100 m langen Straßenabschnitt die Möglichkeit, beide Beleuchtungstechniken unmittelbar miteinander zu vergleichen. Ich habe das heute gegen 17:00 Uhr getan. Meine Eindrücke:

  1. Auf den ersten Blick sind die beiden Leuchtentypen nicht voneinander zu unterscheiden, jedoch kann man bei genauem Hinsehen am Leuchtkörper Unterschiede erkennen (die an den Gaslaternen vorhandenen Zündeinrichtungen fehlen bei den LED-Leuchten).
  2. Auf den ersten Blick kann man auch im Lichteindruck keine Unterschiede feststellen. Erst nachdem ich beide Leuchtentypen längere Zeit miteinander verglichen habe, gewann ich den Eindruck, dass das LED-Licht geringfügig weißer ist als das Licht der Gaslaternen. Dieser Unterschied ist jedoch meines Erachtens nach nur sichtbar, wenn man den direkten Vergleich hat.

Nachdem ich mir also heute hiervon selbst einen Eindruck verschafft habe, habe ich mir folgende Meinung gebildet:

  • Die Substitution von Gaslaternen gegen LED-Laternen unter Verwendung der alten Masten (bzw, originalgetreu nachgebauter neuer gusseiserner Masten) und entsprechend der historischen Form nachgebauten Leuchtkörper akzeptiere ich. Neben den von der Senatsverwaltung angegebenen Kostenvorteilen ist das Argument des deutlich reduzierten Ausstoßes von Treibhausgasen nicht von der Hand zu weisen.
  • Die Substitution von Gaslaternen durch Leuchten mit Entladungsstrahlern, gleich welcher Technologie im einzelnen, lehne ich pauschal ab.

Links zum Thema:

Artikel bei Tagesspiegel-Online

Artikel bei berlin.de

Gegenartikel des Heimatvereins Charlottenburg bei berlin.de

Wikipedia-Artikel zu Gasbeleuchtung

Falckensteinstraße in Kreuzberg bei Google-Maps

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