25.04.2020
Seit der zweiten Dezemberhälfte überschwemmt die Menschheit eine Pandemie mit einem die Atemwegsorgane schädigenden Virus. Ausgangspunkt dieser Pandemie war zunächst China. Das Virus heißt SARS-CoV-2 und die von ihm ausgelöste Atemwegserkrankung COVID-19. Das Virus hat sich als hochinfektiös erwiesen.
Laut der Statistik der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore (Maryland, USA) sind weltweit ca. 2,8 Millionen Infektionsfälle erwiesen (Stand 25.04.2020, 08:31 MESZ).
Die Statistik für Deutschland (laut Robert-Koch-Institut): ca. 152000 erwiesene Infektionsfälle (Stand 25.04.2020, 0:00 MESZ).
Die Statistik für Berlin (laut berlin.de): ca. 5500 erwiesene Infektionsfälle (Stand 24.04.2020)
Die Dunkelziffern sind natürlich erheblich höher, und niemand kann sicher sagen, wie hoch sie sind. Sind werden in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich hoch sein. Das hängt u. a. auch vom Grad der durchgeführten Tests ab.
Ich habe in den vergangenen Wochen die Entwicklung der erwiesenen Infektionsfälle für Deutschland und Berlin an Hand der Zahlen des Robert-Koch-Instituts und der vom Berliner Senat betriebenen Seite berlin.de verfolgt. Demnach lässt sich die bisherige Entwicklung der Infektionszahlen ganz grob betrachtet in drei Phasen gliedern:
- erste Phase: ausgehend von niedrigem Niveau exponentieller Anstieg der Infektionszahlen, wobei innerhalb weniger Wochen sehr hohe Neuinfektionszahlen erreicht wurden
- zweite Phase: über ca. zwei Wochen gehende Phase, bei der die Neuinfektionszahlen auf hohem Niveau stabil blieben
- dritte Phase: ausgehend von hohem Niveau sinken die Neuinfektionszahlen anfangs sehr langsam, jedoch deutlich zunehmend
Nach den von mir gesammelten Daten erstreckt sich die erste Phase bis ca. Mitte der 13. Kalenderwoche, die zweite Phase bis ca. Mitte der 15. Kalenderwoche. Ca. Ende der 15. Kalenderwoche setzt die dritte Phase ein. Dabei ähneln sich die Entwicklung in Berlin und Gesamt-Deutschland.

Nach Datenstand vom Robert-Koch-Institut vom 25.04.2020; 0:00 Uhr

Nach Datenstand von berlin.de am 24.04.2020
In meinem Blog-Beitrag vom 22.03.2020 hatte ich geschrieben, dass – sofern der tägliche exponentielle Anstieg der infizierten Patienten unvermindert (mit Verdoppelung alle 2 bis 3 Tage) anhält – wir in Deutschland Mitte April ca. 10 Millionen infizierte Patienten haben werden. Das ist zum Glück nicht so eingetreten, weil die exponentielle Steigerung in der dritten Märzdekade zum Erliegen gekommen ist.
Die Bundesregierung und die Länderregierungen hatten, beginnend ab Mitte März, einschneidende Einschränkungen im öffentlichen Leben, im Wirtschaftsleben und im kulturellen Leben durchgesetzt, wie z. B.
- Umfangreiche Kontaktsperren,
- Versammlungsverbot (ein schwerwiegender Eingriff in demokratische Grundrechte),
- Abstandsregeln,
- Verbot von öffentlichen Veranstaltungen,
- Schließen von Sporteinrichtungen,
- Schließen von Geschäften des Einzelhandels,
- Schließen von Kindergärten und Schulen,
- Schließen von Kinos, Museen, Theatern und anderen Kultureinrichtungen,
- Schutzmaskentragepflicht usw.
Hinzu kommt noch die massive Einschränkung der Reisefreiheit, weil wohl kaum ein Land weltweit zur Zeit touristische Einreisen zulässt.
Diese Maßnahmen haben uns allen sehr weh getan, aber es gab meiner Ansicht nach keine Alternative dazu. Ohne diese Maßnahme hätten wir in Deutschland wohl kaum die Eindämmung der Neuinfektionszahlen, wie sie ab der 15. Kalenderwoche eingetreten ist, zu verzeichnen gehabt.
Nun, mit den sinkenden Neuinfektionszahlen, ist es natürlich notwendig, diese Einschränkungen langsam und vorsichtig zurück zu nehmen. Aber, wir haben immer noch hohe Neuinfektionszahlen, deutschlandweit täglich noch knapp 2000, in Berlin täglich noch mehr als 50. Deswegen hat Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel absolut Recht, wenn sie sagt, dass wir uns in Deutschland noch auf ganz dünnem Eis bewegen.
Für viele von uns Deutschen haben die letzten Wochen massive wirtschaftliche und soziale Probleme gebracht. Massive Einkommensverluste, Kurzarbeit, Jobverluste und anderes sind durch die Corona-Pandemie ausgelöste Einschnitte, die nur sehr schwer zu bewältigen sind, trotz der staatlicherseits gewährten Hilfen. Dennoch waren die Anordnungen der Bundesregierung und der Länderregierungen in ihren wesentlichen Punkten richtig.
Dennoch gibt es Kritikpunkte:
- Vor allem bis ca. Mitte April gab es in Deutschland akute Mängel an Schutzausrüstungen für Ärzte, Kranken- und Altenpfleger und andere durch ihre berufliche Tätigkeit besonders gefährdete Mitmenschen. Dafür sind Politik und Wirtschaft gemeinsam verantwortlich zu machen. Die Politik, weil sie es unterlassen hat, staatliche Reserven in ausreichendem Maße anzulegen und weil sie durch Kostendruck auf das Gesundheitswesen die Herstellung derartiger Erzeugnisse in Deutschland und Europa verhindert hat. Die Wirtschaft, weil sie genau die Anfertigung derartiger Erzeugnisse in Billiglohnländer, wie China, verlagert hat und damit Deutschland von diesen Ländern abhängig gemacht hat.
- Bei der ersten Stufe der Lockerungen, der Wiedereröffnung von Geschäften eine Verkaufsflächenbegrenzung auf 800 m² festzulegen, ist der blanke Unfug und nicht zielführend. Maßgeblich für die Sicherheit der Kunden und Beschäftigten ist nicht die Verkaufsfläche eines Ladens, sondern das Verhältnis der Anzahl der Personen zur begehbaren Fläche. Nimmt man die Forderung nach 1,5 m Abstand als Grundlage, bedeutet das, dass jeder, der sich im Laden aufhält, ca. 10 m² begehbare Fläche beansprucht. Das heißt z.B., dass sich in einem Laden mit 1000 m² Verkaufsfläche und 200 m² begehbare Fläche nur ca. 20 Personen gleichzeitig aufhalten dürfen. Bei einem Laden mit 200 m² Verkaufsfläche und 50 m² begehbarer Fläche dürfen sich demnach nur fünf Personen gleichzeitig aufhalten. Diese Abhängigkeit von der begehbaren Fläche findet sich jedoch in den Anordnungen der Bundesregierung nicht.
- Der massive Mangel an Hygieneprodukten, insbesondere an Toilettenpapier in den Ladenregalen ist eine Katastrophe und ein nicht zu entschuldigendes Versagen der Wirtschaft und des Handels. Jetzt hält diese Klopapierkrise mittlerweile seit ca. 8 Wochen an, und die Ladenregale in den Drogerien und Supermärkten sind immer noch leer. Und im WWW tummeln sich unseriöse Händler, die diese Klopapierkrise ausnutzen, um es zum 3- bis 5-fachen Preis zu verscherbeln. Natürlich hätte der Einzelhandel von Anfang an rabiat gegen Hamsterkäufer vorgehen müssen, z. B. mit Hausverbot. Doch er hat es unterlassen.
Die Corona-Krise wird wohl mindestens bis Ende diesen Jahres unmittelbar zu spüren sein. Es gibt noch keine geeigneten, für den Masseneinsatz tauglichen Medikamente, es gibt noch keine für den Masseneinsatz tauglichen Schutzimpfungen. Beides wird wohl mindestens noch bis Jahresende 2020 oder darüber hinaus auf sich warten lassen. Dennoch muss man hier diesbezüglich natürlich die Pharma-Industrie in Schutz nehmen, denn das Virus ist ja erst seit Ende Dezember 2019 bekannt, und die Entwicklung entsprechender Medikamente und Schutzimpfungen ist unmöglich innerhalb weniger Wochen zu bewerkstelligen.
Und die Kontaktsperren, Abstandsregeln, Veranstaltungsverbote usw. werden sicherlich noch etliche Monate, nach und nach abgestuft, aufrecht erhalten bleiben müssen. Und wann mit der Aufhebung der weltweiten touristischen Einreisesperren zu rechnen ist, steht derzeit noch in den Sternen.
Nun will ich abschließend allen, die von einer Infektion betroffen sind, baldmöglichste Genesung wünschen. Und allen anderen wünsche ich, dass sie von einer Corona-Infektion verschont bleiben.
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